Bilanz-Kennzahlen versus Gastro-Kennzahlen
Gastro-Kennzahlen sind wichtiger als Bilanz-Kennzahlen
Mit den klassischen Bilanz- und Finanzkennzahlen kann man Gastronomie weder entwickeln noch steuern. Denn sie sind lediglich das Resultat einer „Schreibtisch-Planung“ oder einer bereits in der Vergangenheit liegenden gastronomischen Tätigkeit.
Die Daten, die üblicherweise aus BWAen oder Bilanzen einer nicht funktionierenden Gastronomie abgeleitet werden, geben nicht die Instrumente an die Hand, um die erforderlichen Gegensteuerungsmaßnahmen zu erkennen und zielführend einzusetzen. Sie legen lediglich offen, WAS verbessert werden müsste – aber nicht WIE. „Ihr Umsatz ist zu niedrig, Ihr Wareneinsatz liegt über dem Durchschnitt, Ihre Kosten sind zu hoch“, leiten viele Steuerberater aus den Bilanzen ab. Der Gastro-Profi erkennt aus der Inaugenscheinnahme der Tätigkeiten und der Betriebsabläufe in Kombination mit dem Betriebs- und Kochkonzept, mit welchen Maßnahmen die Bilanzkennzahlen verbessert werden können.
Dazu taucht der versierte Gastro-Coach in die Welt der Gastro-Kennzahlen ein. Er weiß zum Beispiel, dass bei 30 Öffnungstagen die Miete nicht höher als 3 Tagesumsätze sein sollte. Da die Miete selten nachverhandelbar ist, bleiben zur Optimierung die wichtigsten Gastro-Aufwendungen als Lösungsansätze: der Wareneinsatz, die Personalkosten und der Energieverbrauch. Alternativ kann an der Umsatzschraube gedreht werden, was jedoch selten positive Effekte hat, weil dabei meist auch die Kosten steigen (Beispiel Aktionen und Sonderangebote).
Den Wareneinsatz durch zeitraubende Verhandlungen mit den Lieferanten zu senken, bringt erfahrungsgemäß keine ausreichende und keine langfristige Verbesserung des Wareneinsatzes. Sehr viel Erfolg bringt die „Rückkehr“ von Fertigprodukten zu regionalen und saisonalen Rohstoffen. Damit zwangsläufig verbunden ist die Anpassung der Arbeitsprozesse an die neue Bestell-, Rohstoff-, Lager- und Logistiksituation.
Voraussetzung dafür ist die Planung der Produkte und Preise auf der Speisekarte auf Basis der zuvor akribisch ermittelten Produktkalkulationen (reine und schätzungsfreie Wareneinsatzkalkulation anstatt unbrauchbarer Kalkulationschemata der Berufsschulen). Der erfahrene Gastro-Berater kennt die sinnvollen Wareneinsatzobergrenzen der vorgefundenen Betriebskonzeption und verfügt über das Know-How, welche Instrumente wie einzusetzen sind, um höchste Speisenqualitäten bei niedrigsten Personal- und Energiekosten zu realisieren.
Ist das Konvolut der einzelnen Gastro-Kennzahlen in sich schlüssig, ist die Auswirkung auf die Bilanz-Kennzahlen immer positiv.