Schulmensa – kritisches Grußwort
Einweihung Mensa Hechingen 15.9.2017
Grußwort vom Gesamtelternbeiratsvorsitzenden Oliver Blum
Liebe Schüler, liebe Gäste,
als langjähriger Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Hechinger Schulen bin ich dankbar, dass ich im Fachausschuss Mensa meine jahrzehntelange fachgastronomische Erfahrung einbringen durfte. Denn auch aus Elternsicht vertrete ich eine hohe Essensqualität, die ohne Fertigsuppen, gekörnte Brühen, Soßen-Pulver und Tüten-Desserts auskommt. Das bedeutet nicht bio, aber durchaus nachhaltig, saisonal und regional.
Wer sich mit systematisiertem Kochen befasst und sich für die richtige Kochstrategie entscheidet, produziert in höchster Effizienz zu deutlich niedrigeren Kosten, extrem frisch und vor allem gesund.
Als Küchen-Organisations-Berater für um Hilfe rufende Schul-Mensen, Werks-Kantinen und Kliniken komme ich durch ganz Deutschland. Essenteilnehmerzahlen in deutschen Schulmensen von 8-12% sind in unserer Republik an der Tagesordnung. Der Grund für diese geringe Akzeptanz ist immer der Gleiche:
Die Speisenqualität passt nicht zum Preis!
Stets wird behauptet, man betreibe eine Frisch-Koch-Küche. Schaut man den unter Gästemangel leidenden Küchenchefs über die Schultern entdeckt man, was sie unter frisch kochen verstehen:
nämlich das Erwärmen von industriell vorgekochtem Fertig-Essen sowie das Anrühren von Pulver mit Wasser zu Suppen, Sossen und Desserts. Essen wird dort aus Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Phosphaten und Emulgatoren gemacht. Diese Zusatzstoffe befinden sich in der Regel völlig legal ohne Kennzeichnungspflicht in den Packungen der Lebensmittel-Chemiewerke und der Tiefkühl-Caterer. Sie haben sich durch Finanzierung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung den perfekten Lobbypartner gesichert, der ihnen politisch zur Ausnahmeregelung am Ende des Paragraphen 9 der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung verholfen hat.
Doch die Kinder bemerken die Mogelpackungen und bestrafen diese Caterer, indem sie lieber 4 mal pro Woche Currywurst, Döner und Chips in der Stadt essen.
Wer systemisches Kochen ohne Zusatzstoffe beherrscht, der kocht wirklich frisch zu deutlich niedrigeren Kosten! Und die Küchenmeister, die behaupten, sie müssten zur Herstellung von mehreren 100 Essen aus Kostengründen bei der Industrie anstatt beim Landwirt einkaufen, denen fehlt lediglich das Know-how der Serienproduktion beim frischen Kochen.
An dieser Stelle bin ich mir sicher, dass Walter und Anja Huber mit ihrem Team überzeugen werden. In deren Töpfe habe ich auch bei unangemeldeten Besuchen nur echte Rohstoffe für eine echte Frisch-Koch-Küche gesehen.
Und die Gastgeber unserer Kinder haben noch mehr drauf:
- sie kommen den Kids nicht mit erhobenem Zeigefinger und als Besserwisser daher,
- sie verstecken in Aufläufen nicht die unverkäuflichen Sonderposten großer Tiefkühlläger
- denn sie verstehen, dass es völlig normal ist, dass unser Kind heute noch Linsen mit Spätzle mag und sich nächste Woche nicht mehr daran erinnern kann, es je gegessen zu haben.
Damit sind zwei wichtige Faktoren für eine funktionierende Mensa sichergestellt:
- Qualität des Essens deutlich über den lückenhaften Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
- Vertrauen in die Menschen in der Küche und an der Speisenausgabe.
Für den nächsten Punkt zur Akzeptanz haben das Team um Frau Monauni und Frau Lenz sowie die Architekten Sorge getragen nämlich
- die Aufenthaltsqualität.
Und damit aus der Hechinger Mensa ein Lebensraum wird, an den man noch Jahre nach seiner Schulzeit gerne zurück denkt, haben Schulleiter, Lehrer und die Mitarbeiter vom Haus Nazareth eine gesellschaftliche Brücke zwischen den Schulen geschlagen, um
- eine schulübergreifende Wohlfühl-Atmosphäre zu ermöglichen.
Bei den Eltern werde ich nicht müde werden dafür zu werben, dass sich dieser Ort für unsere Kinder weit über die reine Nahrungsaufnahme hinaus entwickelt, in dem losgelöst von der Schulart und dem Alter der Schüler soziale Kompetenzen geübt und gelebt werden.