Warum Start-ups gute Berater sind
In der Lebensmittelzeitung Nr. 21 vom 25. Mai 2018 führte der Autor Hendrik Varnholt auf Seite 2 aus, dass „Ideen das beste Rezept sind“.
Wenn Markenartikler im LEH Umsatz und Menge verlieren, liegt dies nach Meinung des Autors an der fehlenden Vielfalt der Hersteller. Denn diese sei aufgrund des Konditionendrucks des Handels in Masse und Gleichmacherei abgedriftet. Wären die Forschungsabteilungen der Hersteller die besseren Start-ups, würden deren Produkte auffallen, so der Autor.
Stellen wir uns vor, die Markenhersteller würden die Produkte anbieten, die von den Start-ups in den Regalen stehen. Eine Innovation von Unilever mag vor 20 Jahren als solche wahrgenommen worden sein. Start-ups, deren mit Herzblut behaftete Inhaber nicht dem Aktionärsdiktat unterliegen, ihre eigene Arbeitskraft nicht nach Tarifverträgen bezahlen sondern sich allenfalls über den Jahresüberschuß egal in welcher Höhe freuen, laufen viele Extrarunden ohne Blick auf Rohstoff-Optimierung durch mögliches Massengeschäft. Die Verbraucher möchten eine authentische Geschichte hören, Jungunternehmern eine Chance geben und ehrliche Produkte. Ein Dr. Oetker-Logo befriedigt diese Wünsche nicht. Denn wer einfache Maisstärke als Puddingpulver verkauft und Generationen von Hausfrauen glauben machte, dass Vanillin mit Vanille gleichzusetzen ist, der hat einen schweren Stand bei den aufgeklärten Käufern.
Und es gibt eine wesentliche Botschaft an den Verbraucher, die die Marketing- und Forschungsabteilungen nicht rückgängig machen können:
Jeder große Lebensmittelhersteller nutzte Jahrzehnte die von der Branche über deren Lobbyisten in die Gesetzgebung eingebrachten Regelungslücken, die es bis heute ermöglichen, den Kunden nicht die volle Wahrheit auf den Etiketten zeigen zu müssen: deklarationsfreie Zusatzstoffe, Cross-over-Effekte und Rohstoff-Surrogate. Damit werden die deklarationspflichtigen Geschmacksverstärker, künstlichen Aromen, Phosphate und Emulgatoren mit den Logos der etablierten Lebensmittelproduzenten gleichgesetzt.
Innovationen sollten mit Ehrlichkeit, Offenheit und Loyalität dem Kunden gegenübertreten. Dazu bedarf es einer Einstellung, die ohne Rücksicht auf gewachsene Zwänge den natürlichen für den Kochprozess erforderlichen Rohstoff und die nach dem Kochen tatsächlich für den Körper verwertbaren Vitalstoffe in den Mittelpunkt stellen. Produktvielfalt der Lebensmittelkonzerne wirkt kontraproduktiv zu deren endlosem Wachstumsbedürfnis. Produkte aus der Massenproduktion, die dem Kunden als „nur für ihn gemacht“ vorgaukeln, sind nicht geeignet die „Zutaten-Sünden“ der Vergangenheit innerhalb festgelegter Abrechnungsperioden zu heilen.